Grabschändung ist in fast allen Kulturen verpönt. In Deutschland stehen darauf wegen „“ bis zu drei Jahre Haft. Und doch kommt es immer wieder vor, dass die letzten Ruhestätten von Menschen geplündert. Selbst an Orten, die für das Grauen schlechthin stehen. Auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Sobibor, in dem 1942/43 bis zu 250.000 Menschen ermordet wurden, sollen jetzt illegale Grabungen stattgefunden haben. Zwar dementierte ein Vertreter des staatlichen „energisch“ Gerüchte, denen zufolge Massengräber von Holocaustopfern beim Todeslager Sobibor von Raubgräbern geschändet worden seien. Die britische Boulevardzeitung „“ hatte darüber berichtet. Zu dem Museum im Südosten der Stadt Lublin, das sich auf dem Areal des früheren NS-Konzentrationslagers Majdanek befindet, gehört auch die rund 80 Kilometer weiter östlich gelegene Gedenkstätte in Sobibor. Sobibor war eine reine Mordfabrik. Das Lager am Ostrand des von der deutschen Besatzung eingerichteten „Generalgouvernements“ gehörte zur „“, dem Programm zur Tötung vor allem der polnischen Juden. Es war das zweite von drei Vernichtungslagern, die der SS-Brigadeführer (etwa: Generalmajor) Odilo Globocnik errichten ließ. Belzec südlich von Lublin war früher gebaut worden, Treblinka nordöstlich von Warschau folgte wenig später nach Sobibor. Alle drei Mordanlagen waren nach demselben Prinzip geplant: Sie lagen auf einsamen, von Wäldern umgebenen Lichtungen nahe von einigermaßen leistungsfähigen Gleisen. Zuerst wurde ein Nebengleis gebaut, das später als „Rampe“ bekannt und berüchtigt wurde. Es führte auf ein eingezäuntes Areal von wenigen Hektar Größe, auf dem es drei weitere separat eingezäunte Bereiche gab. Im „Lager I“ waren die deutschen Angehörigen der Lagermannschaft untergebracht, außerdem rund 100 „Hilfswillige“, oft Ukrainer, die in Kriegsgefangenenlagern rekrutiert worden waren; sie bewachten die Mordfabrik und den Vernichtungsprozess. Zu ihnen gehörte auch der 2011 in München verurteilte. Ein winziges Medaillon in Form eines Davidsterns gehört zu den Funden, die Archäologen bei Untersuchungen im Vernichtungslager Sobibor machten Quelle: REUTERS/RSS Im separat auf dem Areal gelegenen „Lager II“ gab es Baracken für die Mitglieder des jüdischen „Sonderkommandos“, deren Aufgabe das Ausplündern der Opfer und die Beseitigung der Leichen war. Es handelte sich meist um etwa 400 Mann, die regelmäßig „ersetzt“ wurden; die vorherigen Mitglieder wurden dann ihrerseits vergast. Außerdem mussten sich hier die Opfer ausziehen und ihre persönlichen Habe zurücklassen. Sie wurden dann auf einem mit Stacheldraht eingezäunten Weg ins „Lager III“ getrieben. Hier fand der eigentliche Massenmord statt. In Sobibor gab es zunächst drei, später sechs Gaskammern von jeweils etwa 16 Quadratmeter Größe. In sie wurden nach Aussagen der Täter in Prozessen jeweils zwischen 70 und 150 Menschen hineingepresst, bevor ein bewusst auf unsaubere Verbrennung eingestellter alter Benzinmotor angeschaltet wurde. Die zusammengepferchten Menschen starben innerhalb von zehn Minuten am Einatmen von Kohlenmonoxid. Das „Sonderkommando“ musste die oft ineinander verkrallten Leichen aus den Gaskammern holen und auf dem Areal von „Lager III“ anfangs verscharren, später auf Rosten aus Eisenbahnschienen verbrennen. Die Asche wurde ebenfalls in „Lager III“ in Gruben geschüttet. Luftfoto aus der Zeit vor 1942, als das Vernichtungslager Sobibor im östlichen Teil des deutsch besetzten Polens errichtet wurde. Auf dem Bild markiert sind die Rampe (roter Pfeil)., der Standort der 1942 errichteten Auskleidebaracken (rotes Quadrat) und der Standort der Gaskammern (rotes Kreuz). Gelb eingetragen sind die Stellen, an denen Leichen von Ermordeten zuerst verscharrt und später ausgegraben und verbrannt wurden Quelle: Wikimedia / Public Domain Vor dem Verbrennen mussten die Häftlinge des „Sonderkommandos“ noch die Mundhöhlen und alle anderen Körperöffnungen der Toten nach Wertgegenständen durchsuchen. Auf dabei übersehene Dinge dürften es nach Einschätzung von Holocaust-Experten die Grabschänder jetzt abgesehen haben. Es wäre nicht das erste Mal, dass es Raubgrabungen auf den vom polnischen Staat wie von der jüdischen Gemeinschaft als Friedhöfe angesehenen ehemaligen Vernichtungslagern gegeben hätte. Schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg, als, Sobibor und Treblinka noch keine Gedenkorte waren, buddelten Nachbarn und Zugereiste auf der Suche nach Wertgegenständen nach übersehenen Massengräbern und Aschegruben.
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April 2019
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